Das Thema der 5XL-Pfarreien bewegt die Katholiken in vielen Bistümern. Aktuell steht das Bistum Trier im Fokus. Ab Anfang 2020 wird es dort 33 Großpfarreien statt der bislang 887 Pfarreien in der Diözese geben. Die Großpfarreien werden zwischen 19.000 (Cochem-Zell) und 98.900 (Saarbrücken) so genannte Seelen umfassen.
Gelsenkirchen ist überall
Heinrich Wullhorst, der Autor des Buches „Leuchtturm oder Kerzenstummel?“, in dem es um die katholischen Verbände in Deutschland geht, hat vor kurzem bei einer Diskussionsveranstaltung beim Neuen Ruhr Wort in Gelsenkirchen-Buer, bei der er mit dem Chefredakteur Boris Spernol diskutierte, nachdrücklich erlebt, was die Menschen vor Ort von solchen Strukturmaßnahmen halten. Dort übernimmt Propst Markus Pottbäcker neben der mit 34 000 Gläubigen bundesweit größten Pfarrei St. Urbanus, die er bereits leitet, jetzt auch Leitung der Pfarrei St. Augustinus in Gelsenkirchen. Er ist damit zuständig für die Seelen von rund 55 000 Katholiken. Pottbäcker muss sich nun um etwa 30.000 Menschen mehr kümmern, als Wolfgang Ipolt, der Bischof von Görlitz.
Was macht das mit den Menschen?
„Was macht das mit den Menschen, den Katholiken vor Ort?“, fragt Wullhorst, der feststellt, dass ihnen in diesen 5XL-Strukturen die Beheimatung verloren geht, die sie früher in ihren Gemeinden gefunden haben. Dadurch entstehe ein großer Frust, der auch die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement hemme. „Kirche wird sich in der Fläche weiter verändern“, glaubt der Autor. Das beschreibt auch der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode in dem Buch des ehemaligen Pressesprechers des Kolpingwerkes Deutschland: „Die Kraft der Kirche wird in 25 Jahren mehr in der Intensität kleinerer Gemeinschaften liegen, als in der Extensität der großen Masse.“ In diesen kleinen Strukturen, in Gemeinden vor Ort, sieht Wullhorst die große Chance der katholischen Verbände. Da sie selbst nicht nur Teil von Kirche, sondern in allen Grundvollzügen selbst Kirche sind, sollten sie „selbstbewusst vor Ort Gemeinde sein und den in den XXL-Pfarreien heimatlos werdenden Katholiken Heimat geben“.
Lebendig vor Ort
Wenn die Amtskirche ihr Heil in den großen Einheiten suche, dann seien die Verbände gefordert, diesem Weg Konzepte lebendiger Gemeinschaften vor Ort entgegenzustellen. „Dazu gehört aber vor allem auch, ein klares Profil zu haben, das die Verbände als Aktivposten in ihrem sozialen Raum und im konkreten Einsatz für die Menschen wahrnehmbar und erlebbar werden lässt.“