Das Kolpingwerk im Bistum Osnabrück gehört zu den Leuchttürmen des katholischen Sozialverbandes. Viele gute Aktionen auch auf der Ebene der Kolpingsfamilien machen deutlich, dass der Verband hier lebendig ist. Dennoch setzt man sich, in diesem funktionierenden Umfeld, mit der eigenen Zukunftsfähigkeit auseinander. Aus diesem Grunde hat man Heinrich Wullhorst in das Kolping Bildungshaus nach Salzbergen im Emsland eingeladen. In der ausgezeichneten Tagungsatmosphäre der Einrichtung stellt der Journalist und Kommunkationsberater die Thesen seines Buches „Leuchturm oder Kerzenstummel“ vor. Wie zukunftsfähig sind katholische Verbände und was müssen sie tun, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden? Das sind die Fragen, denen der Autor in seinem Buch nachgeht und die er jetzt bundesweit mit Engagierten aus Kirche und Verbänden dikutiert.
„Verbände können auch in der heutigen Zeit Leuchttürme sein, wenn sie denn leuchten wollen“, ist sein Fazit. Dazu gehört allerdings vor allem ein klares Profil. „Die Organisationen müssen sich darüber im Klaren sein, wer sie sind und was sie wollen. Sie brauchen eine klare Fokussierung auf Inhalte und Zielgruppen damit die Menschen, die sie erreichen wollen, sich auch von ihnen angesprochen fühlen.“ Um die katholischen Verbände auch in der heutigen Zeit richtig zu verstehen und ihre Bedeutung zu analysieren, ist es nach Auffassung des Journalisten erforderlich, einen Blick auf die Geschichte dieser Organisationen zu werfen. Wullhorst beschreibt die Entstehung der Organisationen in der Mitte des 19. Jahrhunderts als Reaktion auf den Kampf der Menschen um Freiheit, Gerechtigkeit und ihren Willen, gemeinsam etwas durchzusetzen. Dieser Freiheitswille wurde schon immer nicht mit großer Begeisterung seitens der Kirche gesehen. So nannte Papst Gregor XVI noch im Jahre 1831 die Gewissensfreiheit als einen „pesthaften Irrtum“.
Obgleich von der Hierarchie immer kritisch beobachtet, sei es den katholischen Verbänden dennoch gelungen, zu bedeutenden Organisationen im gesellschaftlichen Leben zu werden. Mit der Veränderung der Gesellschaft habe sich an der ein oder anderen Stelle ein Bedeutungsverlust oder zumindest ein Bedeutungsrückgang eingestellt. Das heißt aber, so Wullhorst, nicht, dass die katholischen Verbände nicht auch im Zeitalter einer zunehmenden Individualisierung der Gesellschaft weiterhin eine besondere Bedeutung haben. Um aber in einem zurückgehenden katholischen Milieu und in einer geringer werdenden Bedeutung von Kirche weiterhin Gehör zu finden, ist es erforderlich, dass vor allem die lokale Ebene der Verbände weiter gestärkt wird. „Verbände müssen immer von unten nach oben gedacht werden“, betont der Journalist. In vielen Organisationen ist das allerdings zumindest auf der oberen Ebene ein zu wenig verbreitetes Denken, „weil es ja schließlich immer einfacher ist, durchzuregieren“.
Der Vorsitzende des Kolpingwerkes im Bistum Osnabrück, Norbert Frische, bedankt sich am Ende der Veranstaltung bei dem Referenten, weil es ihm gelungen ist, „deutlich aufzuzeigen, wo die großen Herausforderungen für unsere zukünftige Arbeit liegen“. Er hofft, dass Viele von dem Angebot des „Leuchtturmmachers “ Gebrauch machen werden, unterschiedliche Veranstaltungsformate zum Thema der eigenen Zukunftsfähigkeit durchzuführen.
Fotos: Stefan Düing