Der Weg dorthin, ein Leuchtturm zu werden, ist bereits recht mühsam. Noch schwerer ist es fast, wenn man die Leuchtkraft vergangener Tage aufrecht erhalten möchte. Heinrich Wullhorst, Journalist und Buchautor ist seit vielen Monaten mit der Frage unterwegs, ob katholische Verbände eine Zukunft haben, ob sie eher Leuchtturm oder Kerzenstummel in einer sich verändernden Gesellschaft sein werden.
Bei Kolping in Erfurt
Jetzt machte er halt in Erfurt, wo es in einer Veranstaltung des Kolpingwerkes Diözesanverband Erfurt um die Frage ging, wie sich Verbände und Organisationen so aufstellen können, dass sie auch in Zeiten der Digitalisierung zukunftsfähig wirken. Zunächst einmal zeigte Wullhorst auf, zu welcher Zeit katholische Verbände, aber auch Parteien und Gewerkschaften in Deutschland entstanden sind und unter welchen Umständen sie Fuß fassen mussten. Interessant ist dabei, dass die Zeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als Zeit des Wandels in der industriellen Revolution an vielen Stellen durchaus vergleichbar mit dem ist, was wir heute als digitale Transformation erleben. Bürgerliche Freiheitsrechte mussten immer gegen den Widerstand der Mächtigen erkämpft werden, machte der Journalist deutlich.
SWOT-Workshop
In dem Workshop im Bildungshaus Sankt Ursula in Erfurt ging es am zweiten Tag um die Frage, wie Parteien, Gewerkschaften, Verbände oder Nichtregierungsorganisationen in der heutigen Situation mit den Herausforderungen unserer Zeit umgehen. Dazu war es dem Referenten wichtig, mit den Teilnehmern herauszuarbeiten, wo die Stärken, die Schwächen, die Chancen und die Risiken für diese Organisationen liegen. „Aus der Erkenntnis unserer Stärken können wir versuchen, offensiv neue Wege zu gehen“, machte Wullhorst deutlich. Dabei ist es aber auch wichtig, die eigenen Schwächen zu kennen, um in unterschiedlichen Handlungsbereichen Einbrüche zu vermeiden.
Leuchten wollen
Klar wurde am Ende eines: Leuchtturm kann nur sein, wer auch leuchten will. Ansonsten bleibt man ein immer kleiner werdender Kerzenstummel, der dann irgendwann einmal kraftlos erlischt. Zu dem Willen Leuchtturm zu sein, gehört nach der Auffassung von Wullhorst vor allem auch, eine moderne Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, die nicht an alten Prinzipien festhält, sondern Bewährtes und Zeitgemäßes Miteinander so verbindet, dass Menschen neugierig werden. Mit „Push-Kommunikation“ könne man heute niemanden mehr hinter dem Ofen vor locken, schon gar nicht die Generationen, die man für zukünftiges Engagement gerne in den eigenen Reihen hätte. „Heute ist dialogisches Reden und Handeln angesagt. Das funktioniert vor allem in den sozialen Netzwerken“, erklärte der Referent.
Tipp:
Das Vortragsangebot von Heinrich Wullhorst mit unterschiedlichen Formaten von der Festrede, über den Impulsvortrag bis hin zum Workshop findet man im Internet unter der Seite www.leuchtturmmacher.de.