Soziallehre als Wegweiser

Klar ist für Heinrich Wullhorst, dass die digitale Transformation in den kommenden Jahrzehnten zu dramatischen Veränderungen führen wird, die in ihren Auswirkungen noch gar nicht absehbar sind. „Die digitale Revolution steht nicht bevor, wir sind bereits mitten drin“, stellt der Journalist und Buchautor fest. „Wichtig ist es dabei, auf allen Ebenen des Lebens, die Würde des Menschen in seiner Personalität und Individualität immer im Fokus aller Entscheidungen zu haben.“  Die Katholische Soziallehre könne dabei ein wertvoller Wegweiser sein.

Große Tradition

Das „mittwochsgespräch“ der Katholischen Kirche im Düsseldorfer Maxhaus ist eine Veranstaltung mit großer Tradition. „1961, in meinem Geburtsjahr, hat die Reihe begonnen. Es ist mir eine große Ehre jetzt als Referent beim 1753. ‚mittwochgespräch‘ dabei zu sein“, sagt Heinrich Wullhorst. Der Journalist und Kommunikationsberater hat gerne zusagt, als die Anfrage aus der Landeshauptstadt kam. Die Veranstaltung ist ein Ort kritischer Auseinandersetzungen mit der Zeit und der Welt, in der wir leben. Mit dem „Maschinengewehr Gottes“, Pater Leppich am 8. November 1961 fing alles an. Namen wie Joseph Ratzinger, Karl Rahner oder Helmut Kohl findet man als Referenten in der langen Geschichte des „mittwochsgesprächs“.   

Prägende Gestalten

Auf der Höhe der Zeit ist das Thema des Referenten, der, wie bereits in seinem im Mai im Bonifatiusverlag erschienenen Buch, über die Soziallehre 4.0 spricht und der Frage nachgeht, wie wir in Zeiten der Digitalisierung menschlich bleiben können? Zunächst beschreibt Wullhorst die Prinzipien der Katholischen Soziallehre. Er erinnert an prägende Gestalten wie Kolping und Ketteler, an die erste Sozialenzyklika „Rerum novarum“ von Papst Leo XIII. und an Theologen wie den ehemaligen Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Höffner oder Oswald von Nell-Breuning, die das Thema in ihrem Wirken auf der Tagesagenda hatten.  

Mehr als schnelles Internet

Wullhorst weist auf die Herausforderungen hin, denen sich Politik, Kirche und Zivilgesellschaft bei der Bewältigung der digitalen Revolution stellen müssen. „Digitalisierung ist nämlich viel mehr als schnelles Internet oder Flugtaxis. Sie ist eine gesellschaftliche Zeitansage.“ Deshalb fordert der ehemalige Pressesprecher des Kolpingwerkes Deutschland einen verstärkten Einsatz Sozialer Medien zur Förderung der Debattenkultur in der Politik. „Aber nicht anonym in Echokammern, sondern in einem breiten und offenen Diskurs, bei dem sich niemand hinter Robotern oder Phantasie-Avataren verstecken darf. In der Bildung fordert Wullhorst einen „viel stärkeren Fokus auf die Vermittlung der so genannten Softskills, denn diese Fähigkeiten werden wir Menschen immer besser beherrschen als die Computer“. Auch die Kirche und die katholischen Verbände sieht der Autor in der Verantwortung: “Sie müssen den großen Schatz der Christlichen Soziallehre wieder stärker in den Blick nehmen.“

Gutes Gespräch

Die rege Beteiligung des Publiums nach dem Vortrag des Journalisten zeigt, dass es viele Anfragen an die Digitalisierung gibt. Deutlich wird aber auch, dass die Debatte nicht angstbesetzt sein darf, wenn man die großen Chancen, die mit der digitalen Transformation verbunden sind, nicht verspielen will.

Wer sich mit dem Thema Soziallehre 4.0 näher befassen will, kann das intensiv in dem Buch des Autors nachlesen.

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